Wir haben im Juni unser meetHUB zum Thema Videobearbeitung veranstaltet und dazu Marius Schulte von Goldmountains Multimedia eingeladen, der sich bestens mit dem Thema auskennt, weil er selbst leidenschaftlich gerne Videos produziert. Und das nicht nur für sich selbst. Wer sich Marius Arbeiten mal anschauen möchte, klickt gerne einmal hier. Dazu nutzt Marius gerne neue Technologien, beschäftigt sich permanent mit den Angeboten auf dem Markt und gibt Euch jetzt nachträglich einen Einblick in den Prozess der Videobearbeitung und eine Open Source-Lösung, die sich für Beginner hervorragend eignet.
Mit einer guten Drehvorbereitung kann man gut dafür sorgen, den Überblick zu behalten. Dabei gibt es einige Dokumente, die man aufsetzen kann, um unterschiedliche Bereiche zu “reporten”. Für die Planung eines Videodrehs oder einer Kommunikation mit dem Kunden empfiehlt Marius sich folgende Dinge schriftlich zu protokollieren:
Ein wichtiger Punkt, der bei der Drehvorbereitung nicht zu kurz kommen sollte ist die Entscheidung bzw. die Bestimmung des Video-Endformats, da nicht alle Formate direkt miteinander kompatibel sind. Das klassische Video hat ein Seitenverhältnis von 16:9. Eine Instagram Story von 9:16.
Der Instagram-Feed oder Facebook-Posts haben, bei der maximalen Darstellungslänge in Y-Richtung, ein Verhältnis von 4:5. Im Schnitt kann nicht alles angeglichen werden. Es kann teilweise auch notwendig sein, zwei Videos für die entsprechenden Plattformen zu produzieren.
Beim Dreh gibt es viele Dinge, die man beachten sollte. Es fängt mit einer guten Kamera-Auswahl an und endet bei den optimalen Lichteinstellungen. Wir starten mit der Kamera-Auswahl. Es gibt folgende Möglichkeiten:
Egal welche Kamera zum Einsatz kommt, die Parameter zur Einstellung des Videobilds sind immer die gleichen:
Da die Sonne als natürliche Lichtquelle nicht immer das macht, was wir von ihr möchten, macht es Sinn sich für professionelle Ergebnisse mit der Lichtsetzung auseinanderzusetzen. Das geht bereits mit ganz einfachen Leuchten. Es gibt z.B. günstige Softboxen als 2er Set für ca. 40€. Die Verarbeitungsqualität ist zwar nicht die beste, aber wenn man weiß was man tut, können damit bereits professionelle Ergebnisse erzielt werden.
Wichtig ist hier mit der richtigen Balance zwischen Licht und Schatten zu arbeiten. Außerdem sollte weiterhin darauf geachtet werden, auch bei den günstigen Softboxen, als erstes auf hochwertigere und vor allem einheitliche Leuchtmittel umzusteigen.
Parameter bei der Wahl von Leuchtmitteln: Farbtemperatur in Kelvin (gängig: 3200K, 5500K), CRI/TLCI-Wert (möglichst hoch – 90+, besser 95+).
Eine gute Audioaufnahme ist wichtiger (!) als ein qualitativ hochwertiges Bild! Verrauschter, knackender Ton ist ein K.O.-Kriterium für jede Produktion. Videos mit einer schlechten Audioqualität sind anstrengend anzuschauen, deshalb sollte viel Wert auf die Tonqualität bei Aufnahmen gelegt werden.
Das Mikrofon sollte dazu möglichst nah an der Quelle positioniert sein und auch in dessen Richtung zeigen. Mikrofone, die auf der Kamera befestigt werden, sind zwar ein Anfang, aber oft verschwendetes Geld. Besser geeignet ist die Investition in eine Funkstrecke mit Lavaliermikrofon oder ein Richtmikrofon, welches per Tonangel nah, ca. 50cm vom Mund, an den Sprecher gebracht wird. Wenn das Mikrofon im Bild zu sehen sein darf, kann auch ein Handmikrofon oder ein handgehaltener Voicerecorder verwendet werden. An dieser Stelle muss allerdings auf Handgeräusche geachtet werden.
Parameter beim Ton: Abtastfrequenz in kHz (Standard: 48kHz) und Bittiefe (Standard: 24bit)
TIPP: Die Physik können und sollten wir bei der Videoproduktion zu unserem Vorteil nutzen! Bei Audio und Lichtwellen ist bei einer Verdopplung des Abstands zur Quelle jeweils nur noch ein Viertel der Leistung vorhanden. Wenn wir von einer Videoleuchte also z.B. statt 1m nun 2m entfernt stehen, benötigen wird für die gleiche Helligkeit auf dem Objekt die vierfache Lichtleistung! Gleiches gilt für Audioaufnahmen.
Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Schnittprogrammen, sowohl kostenfrei als auch kostenpflichtig. Je nach Anwendungszweck macht es Sinn unterschiedliche Werkzeuge zu verwenden:
Kostenfreie Software:
– OpenShot Video Editor (Einsteigerfreundlich)
– Hitfilm Express (Erweiterte Funktionen, nur auf Englisch)
– Blackmagic DaVinci Resolve (Profisoftware, abgespeckt, max. FullHD Produktionen)
Kostenpflichtige Software:
– Adobe Suite (Premiere Pro, After Effects, Audition)
– Finalcut Pro (MacOS)
– Blackmagic DaVinci Resolve (Profisoftware, aus meiner Sicht eher für Farbkorrekturen/Coloristen)
Die wichtigsten Bildübergänge
In Videoschnittprogrammen oder auch NLE (Non-Linear-Editing) gibt es oft eine ganze Palette von Videoübergängen mit Kreisen, wirbeln, verwischen, etc. Wenn ihr euch professionelle Produktionen anseht, werdet ihr aber feststellen, dass es dort solche Bildübergänge nicht gibt. Die einzigen Videoübergänge, die ihr benötigt, sind in fast jeder Software vorhanden: Harter Schnitt, Weiche Überblendung und Überblenden in schwarz oder weiß.
Die Hintergrundmusik
Stimmung im Video wird fast ausschließlich durch die Musik erzeugbar. Ein Horrorfilm ohne entsprechende Soundeffekte oder mit entspannter Sommermusik? Ihr merkt, da kommt keine Angst und Panik beim Zuschauer auf. Ebenfalls kommt es darauf an, ob es einen Sprecher/Dialog im Video gibt oder nicht. Ist das der Fall, sollte die Musik in den Hintergrund rücken. Ansonsten muss die Musik alleine für die komplette Stimmung sorgen. Bevor nicht die richtige Musik steht, geht bei mir kein Schnitt los. Plattformen auf denen Musik lizensiert werden kann sind z.B. Artlist, Soundstripe und Epidemic Sound.
Der Export
Ein gutes Format, was heute mit nahezu allen Geräten kompatibel ist: .mp4 mit einem H.264 Codec. Je nach verwendeter Auflösung fährt man mit foldenden Datenraten ganz gut:
1920×1080 (Full-HD) – 16Mbit/s
3840×2160 (Ultra-HD) – 50 Mbit/s
Die Parameter beim Export sind: Format/Container, Codec und Datenrate.
Meine Top 3 Tipps für den Dreh:
… und für die Post-Produktion:
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Besten Dank für Deinen Beitrag, Marius und natürlich nochmal ein großes Danke dafür, dass Du im Juni als Speaker bei uns gewesen bist. Wer das meetHUB verpasst hat und nicht teilnehmen konnte, hat hier dir Gelegenheit es sich nachträglich anzuschauen: