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  BLOG 20-08-2020

Ideenfindung bei innogy B2C

Auch die großen Energieversorger müssen einsehen, dass etablierte Geschäftsmodelle in einer sich schnell drehenden, digitalen und wettbewerblich umkämpften VUCA Welt massiv unter Druck stehen und teilweise sogar hinfällig sind. Auch die innogy SE hat die Zeichen der Zeit erkannt und versucht seine mitunter marktführende Position durch stetige Verbesserung, Innovation und Förderung neuer Geschäftsmodelle zu verteidigen. Bei unserem Meetup im Juli berichteten Dirk Lang und Christian Glock von innogy wie genau sie das machen.

Ohne Kreativität keine Ideen, ohne Ideen keine Innovation

Das Wort Innovation ist vielfältig definierbar. Reicht es inkrementell zu agieren und aus sich selbst heraus besser zu werden oder ist die einzig wahre Innovation die disruptive nach Joseph Schumpeter, der mit der „schöpferischen Zerstörung“ proklamierte, Innovation sei nur dann gegeben, wenn etwas Bestehendes überflüssig ist und ersetzt wird? Beim innogy B2C Vertrieb wird Innovation auf verschiedenen Ebenen vorangetrieben. So werden kleine prozessuale Optimierungen genauso gesucht, wie größere, disruptive Modelle, die ganze Märkte und Herangehensweisen ändern. Fest steht, dass das knappe Gut nicht die zugrundeliegenden Ideen sind. Ideen gibt es immer, Ideen sind vielfältig und Ideen kann man erzwingen. Die entscheidende Ressource ist die Kreativität sowie die dazugehörige Förderung und der Umgang mit dieser. Ohne Kreativität keine Ideen, ohne Ideen keine Innovation. Viel wichtiger ist es in diesem Zusammenhang das richtige Set-up zu finden und Ideen auf ihre Validität zu überprüfen. Wir von innogy B2C haben für uns eine Herangehensweise, einen Innovation-Funnel entwickelt, der für unsere Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sehr gut geeignet ist, dabei allerdings keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat. Das Lean-Start-Up Framework, ursprünglich von Eric Ries entwickelt, hat sich unterdessen als beste Herangehensweise erwiesen und sich für die Entwicklung von Innovation innerhalb eines Konzerns etabliert. So auch bei uns

Der Problemlösungsprozess

Allen innovativen Projekten ist gleich, dass es im Kern darum geht Probleme zu lösen. Der Problemlösungsprozess lässt sich in einzelne Bestandteile unterteilen, in denen wiederum verschiedenste Methodik zum Einsatz kommen kann.

Zu Beginn steht die Analyse-Phase. Was ist eigentlich das Problem? Handelt es sich wirklich um das entscheidende Problem oder geht es eventuell um tiefergelagerte Problemstellungen? Die Methodik bezieht sich dabei explizit auf das Erforschen der eigentlichen Problemstellung. Sei es durch Tiefeninterviews mit Probanden und Experten oder Rollenspiele, wie die 6-Hüte-Methode, bei der es darum geht unterschiedliche Perspektiven auf eine Situation zu simulieren. Ziel ist es stets die richtigen Fragen zu stellen und die wirklichen Probleme zu definieren und nicht sofort Lösungsvorschläge zu entwerfen.

Die eigentlichen Lösungsoptionen folgen erst nachgelagert in der Ideenfindungsphase, bei der es darum geht, so viele Vorschläge wie möglich zu sammeln. Hierbei zählt Quantität. Jede Lösungsoption öffnet das Feld für weitere Ideen. Ideen befruchten sich teilweise gegenseitig, so dass am Ende Lösungsvorschläge genannt werden, mit denen man zu Beginn nicht gerechnet hat. Die 6-3-5-Methode ist an dieser Stelle hervorzuheben, da sie als sogenannte „stille Methode“ ohne Bewertung und mögliche Überstimmung durch eventuelle, übergeordnete Hierarchien stets eine Vielzahl an Lösungsvorschlägen bietet und für verschiedenste Problemstellungen zielführend ist.

Erst nachdem nun maximal viele Lösungsvorschläge gesammelt wurden geht es in die Bewertungsphase. Neben Klassikern, wie bspw. Punkte-Bewertung etc. ist die Sortierung in eine Eisenhower-Matrix stets zu empfehlen.

Am Ende des Problemlösungsprozesses steht die Umsetzungsphase, bei denen vielfältge Methodiken, wie Onlyness-Statement oder natürlich der Business Model Canvas von Alex Osterwalder zu nennen sind, die zum kleinen Einmaleins der Geschäftsmodellentwicklung zählen.

Die sieben Säulen der Ideenfindung bei innogy

Der Innovation-Funnel im innogy B2C Vertrieb hat zum Ziel, möglichst viele innovative Ideen zu testen, zu validieren und letztlich zu überführen. Die Überführung in einen Zielhafen kann dabei aber vielfältig sein. Von Prozessimplementierung innerhalb der Operationsstruktur bis hin zur Gründung neuer, eigenständiger Gesellschaften ist alles denkbar. Um den Funnel mit möglichst vielen Ideen zu füllen, haben sich in der Retrospektive der letzten Jahre 7 Säulen herauskristallisiert, die als Ideen-Quellen ausgesprochen dienlich waren.

1. Start-up Camp Ruhr

Das Start-up Camp ist ein selbstentwickeltes Format, bei dem über 4 Wochen Studierende aller Fachrichtungen eingeladen werden, Geschäftsmodellierung zu betreiben. Durch den wettbewerblichen Charakter und die hohe Incentivierung ergibt sich enorme Motivation zur Ideenfindung. Vom ersten Zoomen in generische Probleme über erste Tests bis hin zur Lösungsableitung, hat sich das Start-up Camp als der Ideenmotor schlechthin für uns erwiesen. Am Ende werden die Modelle vor einer hochkarätigen Jury gepitcht und idealerweise in den Funnel überführt, um letztlich als valides Geschäft in der innogy Welt anzukommen.

Ein Beispiel: die innogy VBox, digitale Vertragsablage für Kunden mit 20K+ Downloads, wurde als Start-up Camp Projekt durchdacht und getestet.

2. Andere Märkte und Geschäftsmodelle

Hierbei geht es darum andere Märkte und Geschäftsmodelle zu screenen und Möglichkeiten für sich selbst abzuleiten. Wie sehen andere valide Geschäftsmodell aus und was macht sie erfolgreich? Wie sehen andere Marktbedingungen aus und welche Schlüsse lassen sich für die eigenen Verhältnisse ziehen? Konkret kann man sich Fragen stellen, die da lauten: Wie würde McDonalds mein Geschäft machen? Wie würde in meinem Rahmen der Ansatz von Dell oder der Allianz aussehen? Es gilt Einzelbestandteile zu erkennen, einen Perspektivwechsel zu forcieren und Ableitungen für den eigenen Ansatz zu ziehen.

Ein Beispiel: Bliss - adaptiert vom erfolgreichen Modell Powershop aus Neuseeland, die es in einem Low-Involvement Umfeld geschafft haben engagierte Kunden und tägliche Log-Ins zu generieren. Mit Bliss können Kunden durch tägliche Aktivität ihre Stromkosten reduzieren.

3. 10X - Exponential Thinking

      Durch den Versuch Probleme nicht um 10% besser zu machen, sondern um den Faktor 10, ermöglicht man ganz neue Perspektiven für eine Problemstellung. Die gegebenen Strukturen reichen nicht aus, um adäquate Lösungsoptionen zu bieten, sondern man sollte die Diskussion auf eine ganz andere Ebene hieven. Das führt naturgemäß dazu, dass der Status Quo hinterfragt wird. Neue Perspektiven forcieren wiederum neue Ideen und Lösungsoptionen.

      Ein Beispiel: Moonshot Energy – der Versuch durch eine Micro-Service-Architektur die kompletten Prozesse des Energievertriebs per ChatBot darzustellen. Dabei wurde sich zum Ziel gesetzt, die CTS (cost to serve) des besten Anbieters im Markt um Faktor 10 zu schlagen (von 37€/pro Kunde auf 3,70€).

      4. Experten Feedback

      Mit Kunden zu sprechen wird zwar gerne propagiert aber letztlich zu selten gemacht. Kundenprobleme erkennen und verstehen ist das Fundament einer jeden innovativen Tätigkeit. In der Umsetzungsphase von innovativen Projekten ist die Messung darüber, ob die gestaltete Lösung auch der Erwartungshaltung der Kunden entspricht, nicht minder wichtig. In jeder Phase sollte Feedback hinzugenommen werden.

      Ein Beispiel: Bermuda Testlab - 500 Personen bzw. registrierte Probanden aus dem Umkreis, die spontan für Tiefeninterviews oder Feedbacks gebucht werden können.

      5. Megatrends

      Analog zu anderen Märkten und Geschäftsmodellen ergeben sich durch Trends oder andere externe Effekte neue Möglichkeiten. Es werden Suchfelder definiert, in denen man Strukturen und Verhaltensweisen analysiert. Nachdem Probleme innerhalb der Suchfelder definiert wurden, können Lösungsvarianten abgeleitet werden.

      Ein Beispiel: iona – durch Regulation und den anstehenden Smart Meter Rollout ergeben sich gänzlich neue Opportunitäten.

      6. Acceleration & Venturing

      Neben den bestehenden Prozessen können externe Ansätze das eigene geschäftliche Treiben unterstützen. Dabei gilt es auch Start-up Aktivität zu fördern und zu fordern. Mit Hubs in verschiedenen Entrepreneur-Hotspots weltweit bietet innogy sowohl eine Anlaufstelle für Innovation als auch eine Launchplattform für verschiedene unternehmerische Ansätze.

      Ein Beispiel: FreshEnergy – als volldigitaler Energieversorger gestartet, bietet Fresh Energy als Ausgründung des innogy Innovation Hubs nun digitale Whitelabel Angebote für etablierte Energieversorger.

      7. Partnering

      Man muss die Welt nicht immer neu erfinden. Es gibt etliche vielversprechende Ansätze von Jungunternehmen. Oft ist das Hauptproblem der Start-ups Reichweite und Kundenzugriff. Mit der sogenannten Start-up Landebahn versucht innogy eine zentrale Anlaufstelle für Start-ups und Serviceanbieter aller Art für den Vertrieb zu bieten. Oft sind Lösungen dabei, die man selbst nicht entwickelt hätte, aber optimal für eigene Prozesse oder Teile des Kundenstamms funktionieren. Unternehmen können sich bei der Start-up Landebahn registrieren und werden direkt an die richtige Stelle innerhalb des Konzerns verwiesen. Die Lösung wird diskutiert, getestet und hoffentlich genutzt. Mindestens jedoch gibt es ein garantiertes Feedback, was den Unternehmen in jedem Fall hilft.

      Letztlich können gute Ideen aber auch in jeder (Lebens-)Situation entstehen. Neben den genannten 7 Säulen kann ein spannender Austausch beim gemeinsamen Mittagessen genauso zielführend sein. Es gibt darüber hinaus etliche weitere Ansätze und Strukturen, die innovatives Denken und die Ideenfindung fördern. Klassisches Ideenmanagement oder Brainstorming-Sessions in einzelnen Abteilungen sind dabei nur am Rande erwähnt, dabei aber mindestens so notwendig und wichtig, wie die anderen umschriebenen Inhalte in diesem Blogbeitrag.

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      Danke Christian und Dirk für Euren Beitrag und natürlich nochmal ein großes Danke dafür, dass ihr als Speaker bei unserem Juli Meetup bei uns gewesen seid. Wer das Meetup verpasst hat, kann es sich hier nachträglich anschauen: