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  BLOG 13-10-2021

Warum gründen wir Start-ups? Teil II

Heute erscheint die Fortsetzung unseres ruhrHUB Blogs, welcher vom Zukunftsforscher Jonas Drechsel zum Thema Purpose verfasst wurde. Anknüpfend an die Inhalte in Teil I des Beitrags, geht es im zweiten Teil nun um Purpose im...

  • gesetzlichen Rahmen,
  • Reale Purpose-Utopien und
  • Purpose-Unternehmertum.

Viel Spaß beim Lesen von Teil II:

Was wäre wenn Purpose gesetzlich im GmbH-Recht verankert wäre?

4 Faktoren für Purpose

Als Zukunftsforscher interessiert mich dabei vor allem: Was leiten sich aus diesen gegenwärtigen Überlegungen für Faktoren für eine wünschenswerte Zukunft ab? Dafür habe ich zunächst vier Faktoren identifiziert.

  1. Gesicherter Purpose heißt der Purpose wird durch ein Vetorecht zum Beispiel der Purpose Stiftung gesichert
  2. Unternehmertum ohne Exit heißt der zentrale Kritikpunkt eben entfällt - schneller Reichtum als Grund zu gründen entfällt bei Unternehmen in Verantwortungseigentum
  3. Außerdem: Der Gewinn fließt in die Unternehmung zurück, um den Sinn zu stärken
  4. Nicht zuletzt: Die Stakeholder wissen woran sie sind, es kann ein nachhaltiges Wir-Gefühl rund um das Unternehmen entstehen

Im weiteren habe ich mich dann gefragt, wie sich Wirtschaft und Arbeit verändert, wenn die jeweiligen Punkte nicht nur von ein paar dutzend Unternehmen sondern von tausenden Unternehmen gelebt werden. Entsprechend habe ich für jeden der vier Faktoren jeweils drei Projektionen entwickelt, wie mögliche, wünschbare Zukünfte aussehen könnten.

Gesicherter Purpose

  1. Der kurzfristig orientierte Shareholder-Value-Ansatz wird herausgefordert durch Unternehmen und Produkte die sich einem längerfristigen Sinn verschrieben haben.
  2. Das gemeinsame Ziel vermindert Machtspielchen und Positionskämpfe. Sachorientierung wird gestärkt. Persönliche Belange sind davon getrennt und werden gleichzeitig verstärkt gefördert.
  3. Konsument*innen können wählen: Wollen sie Produkte von Unternehmen, die primär nach Gewinn streben oder wollen sie lieber Produkte die einem Purpose folgen?

Purpose-Unternehmertum ohne Exit

  1. Überzeugungstäter konkurrieren mit Managern - Ausgang offen?
  2. Verantwortungseigentum wird zum Statussymbol unter Gründer*innen - so wie vor fünf Jahren die Apple-Computer oder heute vielleicht ein Tesla oder ähnliches.
  3. Die Gründer*innen erhalten Ausgleichszahlungen für reduzierte Gehälter zum Start des Start-ups, sobald es besser läuft. So verfliegt das Image von “Purpose heißt kein Business zu machen”

Gewinn dient Sinn

  1. Ein Wettbewerbsvorteil für Purpose-Unternehmen nicht nur beim Marketing, sondern auch bei der Entscheidungsfindung: Das Unternehmen weiß genau, worum es existiert.
  2. Die Langfristigkeit der Entscheidungen ermöglicht Projekte anzustoßen, die erst nach Jahren größeren Impact haben - experimentieren wird Normalität.
  3. Statt Dinge so effizient wie möglich umzusetzen, wird so viel als möglich in sinnvolle Bahnen gelenkt.

Wir-Gefühl

  1. Statt Mitarbeiter gegen Chefs arbeiten alle gemeinsam an den Zielen für die man in das Unternehmen gekommen ist.
  2. Die Millenials und folgende Generationen fordern sowieso verstärkt Purpose ein. Anhand eines definierten Sinns kann abgewogen werden, ob Bewerber*in und Unternehmen zusammen passen. Das macht’s nicht nur leichter, sondern zieht auch neue Mitarbeitende an.
  3. Wir verbessern die Welt - mit diesem rechtsbasierten Gruppengefühl lässt sich einiges schaffen. Und immer mehr reale Beispiele zeigen, was geht!

Dies sind nur einige imaginierte Möglichkeiten, die eine einfache Ergänzung des GmbH-Rechts mit sich bringen könnten. Dass diese Ansätze nicht nur pure Fantasie sind, beweisen ein paar konkrete, reale Beispiele

Reale Purpose-Utopien

Die reale Utopie zeigt heute, wie ein besseres Morgen aussehen könnte. Der Begriff wurde von dem amerikanischen Soziologen Erik Olin Wright entwickelt, über den ich in meiner Masterarbeit geforscht habe. Ich möchte diesen Beitrag nun mit vier realen Beispielen enden, die zeigen wie Verantwortungseigentum heute schon großartiges leistet - wenn auch aktuell noch in der Nische.

Beispiel einhorn: Fairstaintability transparent machen - sie zeigen in ihrem Report genau, was mit dem Geld gemacht wurde und wie sie ein möglichst faires und nachhaltiges Kondom schaffen.

Beispiel Ecosia: Durch das Nutzen der Suchmaschine und die Reinvestition des Gewinns wurden inzwischen knapp 125 Millionen Bäume gepflanzt

Beispiel Soulbottles: hat mit ihren Flaschen die Produktion von 128 Millionen Plastikflaschen verhindert und dabei 27.000 Tonnen Co2 gespart.

Beispiel Neue Narrative zeigt nicht nur, wie guter Journalismus im Zeichen von New Work geht - sie legen auch offen, wie sie sich finanzieren und wie eine Investition in sie perspektivisch auch Sinn für’s Konto macht.

Vom Purpose Trend zur besseren Wirtschaft?

Was wäre wenn Purpose-Unternehmertum über diese Nischen hinaus ein wichtiger Teil unserer Normalität würde? 

Stell dir mal vor: Was wäre wenn diese Vorreiter*innen tausende Nachahmer finden?

Was macht das mit dir? Regen sich eher Bedenken und Sorgen? Kannst du dir so eine wünschbare Wirtschaft vorstellen? Was bräuchtest du, um dich ganz klar solch einem Purpose zu verschreiben?

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Herzlichen Dank an Jonas Drechsel, der diesen lesenswerten und inspirierenden Blog verfasst hat. Wer sich seine Keynote zu genau diesem Thema und zum Auftakt der ruhrSTARTUPWEEK 2021 anhören möchte, kann diese jederzeit in unserem YT-Channel anschauen (Jonas' Part: Ab 01:08:00-01:34:10 min)