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  BLOG 01-06-2021

Start-up of the month - JUNI 2021: medizen.digital

Dürfen wir vorstellen? Unser Start-up of the month im Juni ist medizen.digital! Wir haben das Team für euch interviewt und über die Idee, Ziele und nächsten Vorhaben gesprochen.

Was ist Eure Geschäftsidee?

Hannes: „Wir möchten erreichen, dass Menschen gesund sein wollen.“

Julian: “Genau, mit Betonung auf dem Wort „wollen“. Die allermeisten Gesundheitsratgeber und -plattformen haben unserer Meinung nach große Defizite bzw. gehen nicht genügend auf das eigentliche Problem vieler Menschen beim Thema Gesundheit ein, nämlich dem des inneren Schweinehunds. Den inneren Schweinehund interessiert es nicht, wenn er das Tausendste Mal gebetsmühlenartig die gleichen Informationen runterbetet bekommt, wie er sich verhalten sollte und was alles so angeblich gesund und nicht gesund ist. Konkret und wissenschaftlich erklärt: Das menschliche Verhalten ist oftmals weniger rational als wir selber denken. Verhalten wird, wenn überhaupt, nur gering durch rationale Entscheidungen gesteuert. Meistens sind für das Verhalten unbewusste Reaktionen verantwortlich - Verhaltensweisen werden dann durch emotionale Befindlichkeiten gesteuert. Das ist übrigens auch der Grund, wieso so viele Menschen rauchen, obwohl sie genau wissen, wie schädlich es ist. Die emotionalen Lustempfindung ist in dem Fall oftmals stärker als die Vernunft. Auch die Werbeindustrie macht sich viele dieser Prozesse seit Jahren zu nutzen, in dem Lust-, aber auch Schmerzempfindungen ausnutzt.

Hannes: “Wir entwickeln eine Gesundheitsplattform, die den Nutzer “infotainen” soll; darunter verstehen wir die unterhaltsame Informations- und Wissensvermittlung zum Thema Sport und Gesundheit, um positive emotionale Effekte auszulösen.

Dafür haben wir einen klientenzentrierten Präventions-Ansatz erarbeitet, bei dem wir auf wissenschaftlich untersuchte Verfahren aus der Psychologie, Pädagogik und Softwareentwicklung zurückgreifen. Das Ganze haben wir dann in einer Art digitaler e-Learning-Plattform umgesetzt.

Wir bieten unsere Plattform durch einen ersten Prototyp bereits für Kunden der Primär Prävention an. Unsere Vision ist es jedoch vor allem für Firmen und deren Mitarbeiter sowie Krankenkassen eine nachhaltige Präventions- und Gesundheits-Lösung anzubieten.

Hier entwickeln wir aktuell einige sehr interessante Funktionen, wie z.B. Monitoring-Möglichkeiten für das Unternehmen und Feedback-Funktionen für den Mitarbeiter. Unser Ziel ist es eine digitale BGF-Plattform zu entwickeln, die den Bedarfsanforderungen aller Teilnehmer entspricht und damit auch wirklich Mehrwert schafft.


Wie verdient Ihr damit Geld und wer sind Eure Kunden?

Julian: “Wir haben unsere Plattform und unsere Kurse konform des Deutschen Standards für Prävention konzeptioniert. Das heißt: Unsere Inhalte sind nach § 20 SGB V zertifiziert und werden daher von Krankenkassen mit bis zu 100% erstattet. Das bedeutet für unsere Kunden, dass sie nach der erfolgreichen Teilnahme ihr Geld zurückbekommen.

Firmen, die unsere Plattform für ihre Mitarbeiter nutzen, können Dank der Zertifizierung ebenfalls eine Unterstützung durch Krankenkassen in Anspruch nehmen oder steuerliche Vorteile geltend machen.”


Wie ist die Idee entstanden?

Hannes: „Dafür müssen wir etwas weiter ausholen. Kennengelernt haben wir uns nämlich in Indien, als wir jeweils beide eine längere Auszeit von unseren bisherigen Jobs genommen haben und durch Asien gereist sind. Getroffen haben wir uns in Udaipur (Rajasthan), sind zusammen weiter nach Puska gefahren und haben dort das Holi Festival gefeiert – ein wahnsinniges Event. Gepaart mit den vielen gemeinsamen und intensiven Eindrücken in diesem verrückten Land haben wir beide schnell gemerkt, dass wir bei vielen Themen auf einer Wellenlänge sind, auch was die Einstellung zum eigenen Körper und Gesundheit angeht. Und vor allem: dass wir beide die Motivation haben, mit unserem beruflich-fachlichen Know-How etwas nachhaltiges und sinnhaftes schaffen zu wollen, Julian als Sportwissenschaftler und ich als Software-Entwickler.”

Julian: “Genau! Gesundheit und insbesondere Gesundheitsvorsorge hat in vielen Ländern durch die ich gereist bin einfach eine ganz andere Bedeutung als hier in Deutschland. Obwohl es in Deutschland eine viel bessere medizinische Versorgung gibt, kommen in östlichen Ländern bestimmte Krankheitsbilder wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Depressionen oder Bandscheibenvorfälle nur sehr selten vor. Menschen wollen - und teilweise können - es sich einfach nicht erlauben, nicht gesund zu sein. Die Einstellung der Menschen, das Leben und die inspirierenden Momente haben in uns die Idee reifen lassen, die wir heute mit vollem Ehrgeiz umsetzen.


Wie finanziert Ihr Euch?

Julian: „Als wir 2018 wieder zurück in Deutschland waren, haben wir in Gesprächen mit verschiedenen Leuten viel positives Feedback zu unserer Idee bekommen und angefangen die weiter auszubauen. Unter anderem hat Frau Prof. Dr. Petra Platen, Lehrstuhlinhaberin für Sportmedizin an der Ruhr Universität Bochum, uns die Möglichkeit eröffnet, bei ihr am Lehrstuhl zu dem Thema und der Idee zu arbeiten. Zusätzlich haben wir bei einem Pitch Ende 2019 eine Fachjury des Landes NRW überzeugen können, sodass wir aktuell als EFRE-Förderprojekt mit EU-Mitteln für Digitalisierungsprojekte unterstützen werden. Inzwischen können wir auch erste Umsätze durch eigene Verkäufe generieren, was uns nochmal in unserer Idee stärkt und uns für die Zukunft zuversichtlich aufstellt.


Was treibt Euch an, Euch jeden Morgen aufs Neue ins Startup-Hustle zu stürzen?

Julian: „Auf jeden Fall ist es nicht der Wecker! Das Schöne an der Selbstständigkeit ist, dass wir im wahrsten Sinne unsere eigenen Chefs sind. Und trotzdem stehe ich meistens viel früher auf als viele Menschen mit einem Wecker. Bei uns im Alltag gibt es kein „müssen“, sondern nur noch ein „weil wir wollen“. Und dadurch kriegt Hustle einfach eine sehr positive Assoziation.“

Hannes: „Bei mir ist das tatsächlich etwas anders: Ich stürzen mich früh morgens überhaupt nicht gerne ins Startup-Hustle, da ich als Nachteule lieber bis spät in die Nacht programmiere, ohne von Anrufen, Emails, Chats oder anderen Dingen gestört zu werden, die einen ständig aus komplexen Strukturen und Gedankengängen reißen. Leider gehört, wie sicherlich bei den meisten Gründern, ein 12-14 Stunden Arbeitstag - auch an den Wochenenden - zum Standard, das schlaucht auf Dauer extrem. Aber wie Julian schon sagte: es ist freiwillig mit dem Wissen, etwas bewegen zu können, und der Hoffnung das es dann auch irgendwann mal ruhiger wird.


Ihr steht als Unternehmer noch am Anfang. Wer sind Eure Vorbilder und warum?

Julian:Prominente Vorbilder habe ich gar nicht unbedingt. Ich suche mir Vorbilder in meinem direkten Umfeld. Menschen, die ich regelmäßig erleben und bei denen ich Verhaltensweisen auch situationsbezogen beobachten kann. Vorbilder sind für mich oft ganz unterschiedliche Menschen. Ich habe z.B. auch einen Freund als Vorbild, der als Kellner arbeitet und mit Unternehmertum nichts zu tun hat, mich aber immer wieder aufs Neue mit seinen Fähigkeiten als Lebenskünstler beeindruckt. Und die positive Denkweise eines Lebenskünstlers schaden einem jungen Gründer vermutlich auch nicht...”

Hannes: „Auch wenn ich ihn nicht unbedingt als Vorbild bezeichnen würde: aber mich beeindruckt Elon Musk. Hauptsächlich, weil er unkonventionell ist, ein unangepasster Querkopf, der einfach sein Ding macht. Und in manchen Dingen sind wir uns in gewisser Weise ähnlich: zum Beispiel gibt es für mich auch keine Fehlschläge im Leben. Alles was uns als Menschen passiert ist immer nur eine weitere persönliche Erfahrung, die zur Grundlage für zukünftige Entscheidungen werden kann, einfach in dem man sagt: “Wieder was gelernt”. Mein Umfeld hält mich für einen permanenten Optimisten, dabei sehe ich das ganz rational: wir können nicht das ändern was passiert, aber wir können den Bezug dazu ändern; also wie wir über das, was passiert, denken.



Wenn’s mal nicht so rund läuft, was ist Eure Krisen-Strategie/was baut Euch wieder auf?

Hannes: ”Bisher konnten wir uns gegenseitig immer recht gut aus unseren jeweiligen Löchern ziehen. Es wäre natürlich gelogen, wenn wir behaupten würden, dass wir nicht auch mal Phasen haben, die uns völlig überfordern. Wichtig ist, dass wir die Krisen einfach sehr sachlich angehen. Wir machen uns gegenseitig keine Vorwürfe, wenn Fehler gemacht wurden, und übernehmen einfach - bevor wir lange diskutieren - wieder aufs Neue die Verantwortung.”



Wo steht Ihr gerade und was sind Eure nächsten Meilensteine?

Julian: “Wir sind gerade dabei einen GmbH zu gründen und die ersten wirtschaftlichen Tätigkeiten aufzunehmen, u.a. um zu testen, ob unsere Lösungsansätze wie geplant funktionieren und vor allem um die vielen Prozesse möglichst nah an den Realbedingungen zu entwickeln und auszubauen. Unser nächstes Ziel ist es, weiter Fuß im BGF-Bereich zu fassen, um auch Mitarbeiter in Unternehmen mit unserer Lösung zu helfen.”