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  BLOG 31-03-2021

Bootstrapping at it's best!

Ein Start-up aus eigenen Mitteln finanzieren, ohne dabei auf externe Finanzierungshilfen zurückzugreifen? Das ist Bootstrapping – ein Thema, das auch unserem Netzwerker Alexander Hüsing am Herzen liegt. Beim Bootstrappping geht es grundsätzlich um Gründer*innen, die einfach loslegen und ihre Idee in die Tat umsetzen. Komplett ohne VC-Gelder. Beim #ruhrSUB haben wir mit Janosch Sadowski, Gründer & Co-CEO von Kolibri Games gesprochen, der uns die Geschichte seines Start-ups erzählt. Zu 100% gebootstrapped.

Ein wilder Ritt vom Büro in der Berliner WG bis zum Exit.

Die Jungs von Kolibri Games haben sich zu Beginn als Studenten natürlich mit dem Thema „Externe Finanzierung“ auseinandergesetzt und Kontakt zu VC’s und Business Angel aufgenommen - leider erfolglos. „Wir sind relativ blauäugig in die Gründung hinein gegangen“, so Janosch im ruhrSUB. Rückblickend gibt er schmunzelnd zu, dass er heute selbst nicht in ein Start-up investieren würde, das keinen Track Record vorweisen kann. Trotzdem hat das Team es geschafft ein überzeugendes Produkt zu entwickeln, welches auch zu einer Menge Downloads führte und darin resultierte, dass sich das Team so gut aus dem Cashflow finanziert hat, dass es irgendwann nicht mehr notwendig war, zusätzliches Geld aufzunehmen.

Die steigenden Umsätze und ersten Gewinne, die das Start-up erwirtschaftet hat, wurden aber zu Beginn noch mit Vorsicht genossen. „Geldprobleme hatten wir nach der Gründung nie so richtig, aber eine emotionale Unsicherheit habe ich trotzdem zu dem Zeitpunkt wahrgenommen. „Du siehst die ersten Downloads, du siehst die ersten Zahlen, denkst alles ganz cool, aber hast immer das Gefühl: Morgen passiert was und dann könnte es wieder vorbei sein.“ In diesem Stadium zweifelt man zwar nicht mehr grundsätzlich an der Idee, aber Janosch gibt zu, er habe sich immer wieder gefragt: „Ist es das jetzt oder ist es das nicht?“

Idle Miner Tycoon – Der Schlüssel zum Erfolg

Das Gründerteam wäre möglicherweise ohne den Erfolg von Idle Miner Tycoon zusammengebrochen. Jeder Gründer hätte sein Studium vorgezogen und eine attraktive Anstellung in einer größeren Firma angestrebt. Dazu ist es aber glücklicherweise nicht gekommen. Die Stärke das Teams lag von Anfang darin, dass sich die Gründer sehr sicher über ihre Stärken und Schwächen waren. Sie wussten, dass sie sich aus der Consumer-Perspective durch eigens gesammelte Erfahrungen sehr gut im Gaming-Business auskannten. Wie man Mobile Games hingegen baut – damit kannten sie sich nicht aus. „Das hat dazu geführt, dass wir uns sehr viel angeeignet haben.“ Unter anderem mit der „1-Buch pro Woche-Challenge“. Wenn man 52 Bücher im Jahr liest, kann man schon sehr viel lernen.

Internationalisierung in der Gaming Branche.

Das Gaming-Segment wird in der Szene oft auch als Haifisch-Becken bezeichnet, so Alexander Hüsing. Am Beispiel von Kolibri Games sieht man aber, dass es weiterhin Nischen gibt, die man bedienen kann. Allerdings darf man den internationalen Wettbewerb in der Gaming-Branche nicht unterschätzen. Wichtig ist nur, dass man sich über seine internen Vorteile klar wird bzw. vom Unternehmen definierte Advantages klar erkennt. Kolibri Games z.B. war es sehr wichtig das Team um qualitativ hochwertige Mitarbeiter*innen zu erweitern, auch wenn diese ein deutlich höheres Gehalt verlangen. „Es gibt immer irgendwo auf der Welt ein größeres Team, das schneller ist und weniger kostet.“, erzählt uns Janosch. Mit ihrer qualitativen Persona-Strategie haben sie diesen Wettbewerb gut gemeistert.

True Story: Ein gutes Spiel nützt nichts, wenn es keiner kennt.

Kolibri Games hat eine Nische entdeckt, in der ihre Art der Mobile Games noch nicht weit genug entwickelt waren (auch nicht von den Mitbewerbern). Die grundlegende Programmierleistung der Spiele war schon erledigt – die Ergänzung um gutes Grafik-Design hat in ihrer Situation nur gefehlt. Sie haben zur richtigen Zeit ein Produkt veröffentlicht, das von den Usern nachgefragt wurde.

Das Marketing-Thema wurde erst deutlich später angegangen, vor allem, weil Apple und Google einem Gaming-Anbieter zu Beginn sehr faire Bedingungen garantieren und man im App- bzw. Playstore sehr gut einsteigen kann. Für teurere Marketing-Kampagnen war zunächst erstmal kein Budget da.

Und wie kam es dann zum Exit?

„Sobald man profitabel ist, kriegen Leute es mit und klopfen ständig an deine Tür.“ Mit dem französischen Software-Unternehmen Ubisoft hat sich das Team in den ersten Gesprächen aber schon so wohl gefühlt und daher in 2020 zugelassen, dass ihr Start-up aufgekauft wird. Die Übergabe ist gerade noch im Gange und verläuft gemäß aller Erwartungen.

Ist Bootstrapping für jedes Start-up geeignet?

Alex stellt auf Nachfrage aus dem Publikum heraus, dass es Segmente in der Start-up Szene gibt, in denen es fast unmöglich ist als Start-up ohne Finanzierungsrunden auszukommen. Das aktuellste und beste Beispiel dafür ist die Entwicklung von Flash-Supermärkten, wie z.B. Gorillas. Wer sich in das Segment ohne sicheren „Finanzierungsnachschub“ wagt, wird es schwer haben, sich durchzusetzen. In diesem Segment reden wir von Unternehmen, die regelmäßig ihre Finanzierungsrunden preisgeben. Um hier mitzuhalten braucht man zwangsläufig viel Geld, um schnell zu wachsen!